„Alien Romulus“ ist, glaube ich, so etwas wie das große BigMac-Menu bei McDonalds.
In erster Linie ist „Alien Romulus“ ein riesiges Fan-Produkt. Fede Alvarez hat wohl, genau wie ich, jeden Alien-Film mindestens fünfmal gesehen und zitiert nahezu im Minutentakt. Die Anspielungen – mal Requisiten, mal Soundeffekte oder Musik, mal Dialog, mal Optik – zu finden macht Spaß und wird wohl beim gemeinschaftlichen Anschauen zu gegenseitigen Rippenstößen führen: „Da, da! Gesehen?“
Apropos „Optik“: die ist grandios. Hier ist unglaublich viel Liebe zum Detail eingeflossen, die Welt fühlt sich vom ersten Augenblick absolut glaubwürdig an.
Unterbrochen wird dies leider durch das Wiederauftauchen eines bekannten Charakters, der in jeder seiner Szenen nur als „uncanny“ zu bezeichnen ist. Das ist ewig schade und mein einziger, dafür mächtiger Minuspunkt. Als läge mitten auf dem BigMac ein Matjes-Filet.
Die anderen, aus den Trailern bekannten Charaktere, viel wurde im Vorfeld über das jugendliche Alter der Protagonisten hergezogen. Würde uns hier einfach nur ein Teenie-Slasher erwarten? Nein, die jugendliche Riege spielt top auf, und wenn es natürlich auch einen nach dem anderen dahinrafft in der wilden Hatz durch die engen Korridore, so verhalten sie sich nie kanonenfuttermäßig dumm wie beispielsweise die Wissenschaftler in „Prometheus“. Man fühlt und leidet mit ihnen.
Die weniger beliebten „Prometeus“ und „Covenant“ gesehen zu haben hilft übrigens beim Verständnis einiger vom Drehbuch vorgegebenen Voraussetzungen der Handlung, auch wenn sich ein Großteil der bereits angesprochenen Zitate aus „Alien“ und „Aliens“ speist.
Und was ist nun mit dem Alien?
Bei einem BigMac-Menü weiß man genau, was man bekommt. Deshalb bestellt man es sich ja, da erwarten einen keine Überraschungen.
Fede Alvarez stößt hier an die Grenzen des Franchises, was nicht seine Schuld ist: den Lebenszyklus aus Facehugger, Chestburster und Alien kennt man seit sechs Filmen und kann nicht mehr schockieren. Dennoch baut Alvarez auch hier kleine, noch nie gesehene Gimmicks ein, oder holt dort etwas Neues heraus, bishin zu einer, nun, da man sie gesehen hat, längst überfälligen Zwischenphase in der Alien-Entwicklung. Die Inszenierung des Nicht Mehr Zu Überraschenden gelingt ihm überraschend spannend.
„Alien: Romulus“ ist so etwas wie ein Mash-Up, ein guter Remix mit ein paar neuen Tonspuren, und ich liebe Mash-Up‘s. Ich liebe auch das große BigMac-Menü, und ich liebe „Alien: Romulus“, auch wenn - - -
Und an diesem „auch wenn“ kaue ich seit gestern Abend.
Vielleicht ist es so, dass man sich auf das BigMac-Menü freut, wenn man es bestellt, dass es schmeckt, wenn man es isst, dass alles so ist, wie man es erwartet hat, in einem Restaurant würde man großzügiges Trinkgeld geben weil man glücklich ist: und doch schlonkst es hinterher im Magen etwas blubberig herum. Selbst wenn in die Pommes überraschenderweise ein Curly-Frie hineingerutscht ist, so wie Alverez sich in den letzten zehn Minuten von den großen Vorbildern löst und doch noch echten, eigenen Horror auffährt. Da wird es nochmal richtig spannend, bis man feststellt: auch die Curly-Frie kenne ich, die ist aus „Alien 4“.
Wie kann man an einem Film, den man so sehr mochte, nur so viel herummeckern?
Ich sage es euch, wenn ich ihn ein zweites, drittes und viertes Mal gesehen habe.
Denn das werde ich.