Die Enttäuschung über den Film könnte sich als geniale Wendung entpuppen. Wer den Plot nicht versteht, hat die tiefere Pointe verpasst: Die wahre Meisterleistung des Films ist das Spiel mit unseren Erwartungen.
**Spoiler-Alarm:**
Der Zuschauer wird unweigerlich in die Spannung gezogen, als die tickende Zeitbombe Joker im Gerichtssaal sitzt. Man wartet gebannt darauf, dass er endlich ausbricht, die Fäden des Wahnsinns erneut aufnimmt und seine Mordserie fortsetzt. Doch das Ende überrascht: Anstatt in den gewohnten Wahnsinn abzugleiten, erleben wir einen tiefen, emotionalen Moment, der den Joker nicht als Monster, sondern als gebrochenen Menschen zeigt. Dieser überraschende Bruch zwingt uns, uns selbst zu reflektieren. Wir sind nicht anders als die Zuschauer im Gerichtssaal oder die Fans von Harley Quinn, die auf das Böse lauern, während der wahre Arthur Fleck uns etwas über unsere eigene Gier nach Spektakel spiegelt.
Der Regisseur schafft mit dieser Wendung ein gesellschaftskritisches Meisterwerk, das uns den Spiegel vorhält. Er zeigt, wie wir oft vom Spektakel geblendet sind und das Menschliche im Bösen übersehen. Die Enttäuschung wird zum Herzstück des Films, da sie uns zwingt, uns mit unseren eigenen Erwartungen und Wünschen auseinanderzusetzen. Der erhoffte Knall, der ausbleibt, macht den Film noch großartiger, denn er zwingt uns, über unsere Sehnsucht nach einem klassischen „Guten gegen Bösen“-Konflikt nachzudenken und uns stattdessen mit den komplexen Nuancen menschlicher Natur auseinanderzusetzen. Der wahre Schock liegt nicht in Gewalt, sondern in der Erkenntnis, dass wir alle Teil dieser Geschichte sind.
Kritisch betrachtet könnte man anmerken, dass die musikalischen Einlagen nicht immer die Handlung unterstützen und manchmal den Spannungsbogen schwächen.