ronald piestert

Lieber Navid, dein Roman SOZUSAGEN PARIS ist nur was für Literaturbessesene. Ich finde, ein großer Roman muss so geschrieben sein, dass er auch kleinen Geistern etwas gibt. Was gab er mir? Ja, gut, viele Argumente, eine fast gescheiterte Ehe fortzuführen. Die Idee mit den drei Ebenen Gespräch, Literatur, Leser ist gewagt, letztere stört nur. Und dann kommen da ellenlange Sätze, es gibt kaum Handlung und dann sprichst du zu mir! Ich will nicht vom Schreiber angesprochen werden! Schlimm genug, wenn das die Werbung tut! Und vermeidbare Fremdwörter sollte man vermeiden. Grüße von Ronald Piestert

Die ungewohnte Sprache und die Darstellung der ungewohnten Lebensart ohne Maschinen gefielen mir sehr. Das Muster ALLES KLAPPT nutzt sich ab. Wann geht endlich was schief? Lernt er daraus? Das passierte nicht, das ist eben die Romantik. Ja gut, ist schon okay. Aber die verwirrende Auflösung der ganzen Erlebnisse fand ich unnötig.

Liebe Frau Link, ja, Ihr Buch ist spannend, immer wollte ich wissen, wie es weitergeht. Das ist gut. Kleine Fehler verzeihe ich. Vom Segeln haben Sie wahrscheinlich keine Ahnung: Windrichtung, Leeküste - unerwähnt. Inga sucht nicht nach Marius' Wunden, versucht nicht, die Blutungen zu stoppen. Ist schon okay. Aber die Superwendung am Schluss, dass der Täter Maximilian ist, gefiel mir nicht. Das warf ja meine gefühlsmäßige Beteiligung am Geschehen ins Nirgendwo. Überraschende Wendungen diese Größenordnung vergisst den Leser. Das stößt ihn vor den Kopf. Das betrifft die Handlung. Wichtiger ist: Sie können schreiben. Alles Gute, Ronald Piestert, Berlin

Sie kann schreiben. Die Personen pflanzte sie in mein Gehirn. Es war spannend, sehr spannend. Bisschen viel Beziehungskiste. Die Handlung war einigermaßen möglich. Ich bin dafür, dass du es liest, es muss aber nicht sein.

Schorlau beobachtet und beschreibt Sichtbares, Hörbares und Gefühltes, das ist schon in Ordnung. Aber er schreibt keine guten Sätze. Die sind schwunglos, denen fehlt ein Zauber. Ich glaube, der Zauber kommt, wenn Buchstaben, Silben, Wörter vom Autor ZUSAMMENGEWEBT werden, meist durch Begabung des Künstlers. Das fehlt. Ja, es ist spannend, natürlich, es ist ja ein Krimi. Die Handlung ist unwahrscheinlich und mit woken Themen aufgeblasen. Aber, das störte mich nicht weiter, wenn nur die Sätze, die Sprache ...

Ich verschlang es. Das ist gut. Oft lachte ich. Das ist auch gut. Gelernt habe ich nichts. Das macht nichts. Da kotzt sich jemand aus. Na, soll er doch. Ein Wort über die Chaoten der 70er-Jahre. Underground-Literatur und so. Die lasen darin MACHT KAPUTT, WAS EUCH KAPUTT MACHT. Und lasen darin den Aufruf zu Anarchie. Falsch. Hier scheitert jemand an sich selbst - am Alkohol und an seinem Hohlkopf. Übrigens: In den 70er-Jahren arbeitete ich regelmäßig als Briefträger in drei verschiedenen Postämtern Berlins - während der Semesterferien. Ich genoss es sehr.

Stefan Zweig schreibt wie ein Gott. Jeder Satz ist ein Kunstwerk. Wortschöpfungen, Metapher, Adjektive, Verben, Substantive - Zweig ist eine Klasse für sich. Aber die Fülle an Extraklasse erschlug mich nach etwa dreißig Seiten. Ich sehnte mich nach Andeutungen, deren Löcher ich selber füllen kann. Ja, natürlich, es gibt ein Zuviel des Guten. Trotzdem: Seine Schreibe genoss ich und das ist für mich die Hauptsache. Zum Inhalt: Das Buch ist ein Apell für mehr Gerechtigkeit bei den Lebenschancen. Gut. Der Verlauf ist möglich. Auch gut. Die kleine Christine sind wir alle. Man kann sich damit auch abfinden. Sie hat einen geregelten Achtstundentag, sitzt ohne Chef vor der Nase im Warmen und ist als Beamtin lebenslang versorgt. So what? Und schon beurteile ich die beiden als Psychopathen. Das Ende erstaunt, Christine enttäuscht mich, aber das darf Herr Zweig doch.