Ich habe den Roman "Der schlauste Mann der Welt" von Andreas Eschbach mit großem Interesse gelesen - und war von der innovativen und unkonventionellen Idee sowie auch von dem unterhaltsamen und kurzweiligen Schreibstil des Autors sehr angetan.
Was mich jedoch etwas gestört hat, waren Eschbach's ideologische Einlassungen hinsichtlich des menschheitsbeglückenden Segens der Faulheit und mit der Rechtfertigung letzterer.
Klar - Arbeit geht per se mit einer ökologischen Belastung der Umwelt einher.
Doch dasselbe gilt auch für den KONSUM, da zu seiner Befriedigung ja zwingendermaßen Arbeit verrichtet werden muss...
...und zwar gleichgültig, ob nun der Konsument die zur Finanzierung des Konsums erforderliche Arbeit SELBER verrichtet - oder sie aber VON ANDEREN verrichten lässt!
Wenn ein Mensch, der wie Eschbach's Romanheld ein extrem aufwändiges Leben in mondänem Prunk und ausschweifendem Luxus verbringt, gefühlt einmal pro Woche mit dem Privatflugzeug um den Erdball jettet und ein Leben lang die teuersten Luxus-Suiten und Lofts belegt...
...diesen verschwenderischen und exzessiven Lebensstil jedoch ausdrücklich damit justifiziert, dass er ihn aus Gründen der Ressourcen-Schonung praktiziert - dann ähnelt diese Logik dem historischen Ratschlag der französischen Königin Marie Antoinette an das hungernde Volk, doch Kuchen zu essen, wenn die Menschen kein Brot hätten...
Sollte diese doch recht fragwürdige Legitimation eines bohemistischen Schmarotzer-Daseins ausschließlich den Gehirnwindungen des fiktiven Romanhelden entstammen, dann darf dies der Erheiterung des Lesers dienen...
...sollte dies jedoch allen Ernstes die Meinung des Autors wiedergeben, dann stimmt mich das gelinde gesagt ziemlich nachdenklich.
Wie auch immer...
...jeder potentielle Leser des "Schlausten Mannes der Welt" darf sich auf ein extravagantes und ungewöhnliches Lesevergnügen freuen - gleichgültig, ob er die ökologische Weltanschaung des Autors teilen möchte - oder auch nicht.
Gottfried Eichler
Auf der Weide 22
35037 Marburg