Der Selbsthass, mit dem der Kult des perfekten jugendlichen Körpers Frauen infiziert, wird hier in bemerkenswerter Weise in eine grelle Allegorie übersetzt: Das Alte spaltet man einfach ab. Während der Wunsch nach Neuerfindungen des Körpers, der im realen Leben die Grenze des tatsächlichen Körpers nicht hinter sich lassen kann (man denke an Beauty-OPs,Bodybuilding, Makeup, Schönheitswässerchen), darf dieser Wunsch sich in Fargeats Film tatsächlich ent-äußern. Das ersehnte "bessere" Selbst darf sich inkarnieren und Fleisch werden - aber leider erweist es sich als gewalttätig, und diese Gewalt ist der Nebeneffekt der Unfähigkeit, neben der eigene Jugendlichkeit das alte Alter Ego zu respektieren, Ein zutiefst moralischer Film, der den jahrhundertealten Gedanken des Memento mori (besinne dich auf deine Sterblichkeit) in überzeugender Weise neu inszeniert. Der unausweichliche Tod von Elisabth und ihrem Double Sue vollzieht sich dann quälend langsam in vielen Etappen - als Bodyhorror-Passionsgeschichte mit viel Schleim, Hektolitern von Blut und entfesselt wucherndem Gewebe. Schöne Pointe: Der letzte bewegungsfähige Fleischklumpen verendet ausgerechnet auf Elizabeths Stern auf dem Walk of fame. Ein Reinigungsmaschinchen beseitigt am nächsten Morgen die häßliche Blutkruste - und was bleibt ist ein makelloser Stern, ein Name, von der leiblichen Hülle befreit, der nun Elizabeths Ruhm unvergesslich macht.