Christian Schaeuble

Eine Schande, was sich alles "basierend auf dem Comic von..." schimpfen darf. Und schmerzlich, wie man damit den Ursprung in den Dreck zieht. Dabei geht es nicht mal um den Vergleich dieses Remakes und dem Originalfilm, sondern um den Inhalt dessen und was man hier daraus gemacht hat. Wem das hier gefällt, der hat sich nicht eine einzige Sekunde mit O'Barr und dem Hintergrund der Geschichte befasst. Wäre es so, würde allein schon der Respekt davor ausreichen, diesen neuen Streifen in die Versenkung zu verbannen. Es ist, als hätte man der echten Story Herz und Seele aus dem Leib gerissen.

Mein lieber Scholli... Man muss schon ein verdammt harter Fan der Reihe sein, um hier noch länger als 20 Minuten am Bildschirm zu bleiben. Pyrotechniker: "Wir haben hier 100 völlig übertriebene, unrealitische und total unpassende Objekte, die wir in die Luft sprengen könnten. 70% davon würden in der Realität aber noch nicht mal Feuer fangen können... Welche davon soll ich für die Szene vorbereiten?" Regisseur: "JA! SPRENGEN!" Daneben ist es brutal genug, dass man nach diesem Streifen noch einen 11ten drehen möchte. Zudem sprach Vin Diesel vor Kurzem sogar noch darüber, dass man über einen 12. Teil, welcher widerum in drei Teile gesplittet werden sollte, bereits philosophiert. Da das Storyboard bei diesem Teil bereits extrem mager war (mehr an den Haaren herbei ziehen kann man einen Gegner nicht, um einen weiteren Teil fast schon zu erzwingen!), möchte ich gar nicht wissen, was man sich für den kommenden noch einfallen lassen muss.

Zweieinhalb Stunden Film, die man locker hätte um eine Stunde reduzieren können. Nachdem man in den letzten drei Teilen so gut wie schon alles gesehen hat, "trumpft" der vierte Part mit allem wieder auf - einfach mehr und bei weitem übertriebener als es hätte sein müssen. Eine der mehrheitlich total überzogenen Kampfszenen ist dabei derart in die Länge gezogen und spielt schon fast in einer Endlosschleife immer und immer wieder nur die gleichen Bewegungsabläufe wieder, dass man sich teilweise schon fast die Werbeunterbrechung wünscht, um sich davon etwas distanzieren zu können. Und wenn der Stuntman die Treppe runterfallen muss: Schön. Aber wieso müssen es gefühlte 20 Treppen-Sektionen sein? Und das Ganze dann sogar zwei Mal? Für das Auge ist es das, was für das Ohr eine Platte mit Kratzer bedeutet, auf welcher die Nadel ohne manuelles Eingreifen dauerhaft eine 2-Sekunden-Springerwiederholen abspielt. Meiner Meinung nach ist Kapitel 4 ein Paradebeispiel für eine Fortsetzung, die man nie hätte drehen sollen. Wenn jemand darauf steht, dass es einfach knallt, ballert und man einen Film wie alten, erneut aufgebrühten Kaffee einfach mit der doppelten Menge an Koffein versetzt, dann ist Wick 4 passend. Andernfalls: Kissen mitnehmen.