Sehr bedauerlich wie viel "Nichtverstehen" hier in den Rezensionen beschrieben wird. Künstlerisch ausgesprochen gut gelungener Roman, da er verschiedene geschichtliche Epochen an Hand menschlicher Schicksale beschreibt. Hierzu bedarf es selbstverständlich Geschichtskenntnisse von etwa 1920 bis Mitte/Ende der 90er Jahre. Dass es für die meisten Abiturienten nicht geeignet bzw. nicht verstanden wird, erklärt sich fast von selbst. Was will man erwarten von jungen Menschen, die kaum bis keine Bücher liest? Dass aber auch Lehrpersonal wenig Empathie und Unvermögen haben, es jungen Menschen näher zu bringen, zu erklären, sich damit auseinanderzusetzen, ist für mich unverständlich und sehr enttäuschend. Zumal ich selbst so ein Abiturient zu Hause habe, der sich über das Buch sehr beschwert hat. Daher habe ich es gelesen. Und ich habe es nicht bereut. Als Ende 50igerin und ehemalige Ost-Berlinerin, kann ich gerade die Nachkriegszeit (DDR) und den Nach-Mauerfall gut nachvollziehen. Ich bin nachhaltig beeindruckt von den unterschiedlichen Schicksalen und der doch stark zusammengefassten/ gebündelten literarischen Darstellung. Ein Meisterwerk. Danke an meinen Sohn, dass ich es gelesen habe. Und danke an Frau Erpenbeck, dass ich mich mit der Vergangenheit nochmals so tiefgründig auseinandersetzen konnte. In einer Zeit, in der Oberflächlichkeit, Empathielosigkeit, Desinteresse an Geschichte (?) anscheinend die Oberhand zu gewinnen scheint.