Wer seine Lieblingsschauspieler sehen will (hier Anne Hathaway, Jessica Chastain oder Josh Charles), der sollte sich diesen Film ansehen, wenn nicht schon getan. Obwohl gesagt werden muss, dass die beiden Frauen in der Hauptrolle sind und wer Josh Charles sehen will, weniger von ihm zu sehen bekommt.
Die schauspielerischen Fähigkeiten sind super und glaubwürdig, wobei Anne Hathaway die in Tragödie geratene Mutter echt gut verkörpert. An keiner Stelle war das Schauspiel unglaubwürdig.
Die 60er als Zeitbühne zu wählen ist gut gelungen, mit realistischer Innenausstattung, Gebäuden (wie dem Krankenhaus oder der Schule) und zeitgenössischen Bemerkungen (John F. Kennedy), auch wenn es davon recht wenige gibt. Man hätte bei einigen Dialogen noch andere zeitliche Begebenheiten oder damals übliche Handlungen einbinden können, um das Geschehen nicht nur um das Hausleben drehen zu lassen. Es ist nicht so, dass etwas gefehlt hat, aber wenn diese Erwähnungen häufiger gewesen wären, hätte das noch mehr Facetten des damaligen Lebens aufgezeigt und man wäre viel tiefer in die 60er Jahre eingetaucht.
Der Film hätte auch 4 Sterne verdient, wenn man gerne theoretisiert, spekuliert oder Diskussionen über Filme führt oder einfach nur gerne über Filme nachdenkt im Nachhinein.
Denn das Ende (Spoiler) lässt sich sicherlich kontrovers diskutieren oder es lässt sich auch spekulieren, ob nun die
-Oma umgebracht worden ist oder nicht,
-wer nun die Schatulle mit den Pillen wirklich gefunden hat und
-ob Theo sich später noch daran erinnern wird, dass er den Zaubertrank genommen hat und es allgemein komisch war, wie seine Eltern gestorben sind. Interessant ist es auch, wann Céline vom Opfer zur Täterin wird und seit wann sie den Plan, Adoptivmutter zu werden, geplant hatte. Auch die Frage, ob Céline schon immer zum Töten fähig war oder erst unter gewissen Bedingungen zu so etwas bereit war. Solche und weitere Fragen sind für einige filmliebhaber sicherlich spannend und da bietet der Film genügend Ansätze.
Die Storyline ist recht interessant, aber zugleich simpel. Denn obwohl es sich zu einer Horrorgeschichte entwickelt, wo Tod und Suizid als auch Verlust und Herzschmerz ein dramatisches Bild zeichnen, geht es am Ende um Mütter, wobei die eine ihr Kind verliert. Es ist wenig actionreich, was dem einen oder anderen langweilig erscheinen kann.
Ich persönlich finde Filme mit Familientragödien sonst eher langweilig und einseitig, aber bei diesem Film wurde dies schlau umgangen, indem man durch die Geschichte geschickt durchgeführt wird und alles sich in den 60ern abspielt, was es spannend bleiben lässt.
Das mit den psychischen Problemen von Alice war ein wenig seltsam platziert und eher Mittel zum Zweck für die
-Dramaturgie mit dem Verdacht gegen Alice und
-damit sie Céline wieder verzeiht und in ihr Haus holt. Es wurde zum Ende hin unklar, was diese Krankheit von Alice war, da sie anscheinend schuldgetrieben in eine Art Psychose geraten ist aufgrund des Todes ihrer Eltern, aber es wirkt durcheinander, warum sie deshalb durchdreht oder Céline "fälschlich" beschuldigen würde. Das passt irgendwie nicht.
Alles in allem ein Film, der ganz nett ist, mal anzuschauen, und für jeden Liebhaber der 60er Jahre.