Der Autor Marc Gerhard entführt uns mit diesem Buch in die realistische Welt der Psychiatrie. Er gewährt uns einen Einblick in eine unangenehme psychische Krankheit. Auch zeigt er in dem Werk „Samuel“ den Freigeist, der er selbst ist und wie machtvoll die Liebe sein kann.
Sein Schreibstil ist schlicht und eher auf ein junges Publikum ausgerichtet. Die wiederholten Namensnennungen sind für mich störend.
Erfrischend und positiv paradox empfinde ich die Schriftsteller-Texte des Protagonisten Sam im Buch, quasi ein Autor vom Autor/ein Buch im Buch.
Die Anzahl ist jedoch etwas zu viel, da mich der Prozess von Sam viel mehr interessierte und manche Texte keinen inhaltlichen Mehrwert versprachen.
Die realistische Darstellung der Klinik in Gütersloh sorgt für Sprachlosigkeit bei mir. Die Fahrlässigkeit mit frei verfügbaren Feuerzeugen und simplen Fluchtmöglichkeiten lässt meinen Kopf schütteln.
Ich hätte mir mehr Inhalte über den Psychiatriealltag gewünscht. Stattdessen liegt das Augenmerk auf Liebeleien.
Sarah kommt für mich als naive Positivträumerin und Hobbytherapeutin rüber.
Sam als ein gebrochener Freigeist mit dem Wunsch nach einer anderen Welt/Gesellschaft, aber dennoch durchwegs egoistisch, konservativ.
Ich bin enttäuscht über die einseitige Beziehung der beiden.
Jedes Mal, wenn die Möglichkeit besteht, etwas über Sarah zu erfahren, passiert irgendwas.
Der Fokus liegt durchweg auf dem Hauptprotagonisten, der gleichzeitig innerhalb kurzer Zeit auf die große Liebe schwört.
Gegen Ende erscheint alles dramatisch, aber auch irgendwie nicht. Die Trennung ist nur eine Kleinigkeit über wenige Seiten und der Genesungsweg kommt wie ein Wimpernschlag rüber. Gerade das hätte ich gerne gelesen.
Mir fehlt komplett die aktive innere Reflexion und Arbeit, sich (gerne auch mittels Schreiben) zurückzukämpfen.
Selbst nach dem ersten Verlust wiederholt sich sein Muster und er sucht Geborgenheit bei anderen.
Trotz allem: Das Cover finde ich schlicht und perfekt gewählt.
Die Intention, einen Weg zu zeigen und an etwas festzuhalten, das einen rettet, wird mit dem Schreiben gut eingeflochten.
Die Prioritäten sind jedoch etwas falsch gesetzt, darunter auch das (teilweise) unnötige Benennen eines Mannesbildes.
Viel Spaß, falls du dich daran wagst.