Gelungene Fortsetzung!
Ich verstehe die negativen Bewertungen überhaupt nicht. Der zweite Teil behandelt eine interessante Fragestellung: Im ersten Teil ging es um die kapitalistische Ausbeutung. Jeder gegen jeden, jeder kümmert sich nur um sich selbst. Der zweite Teil wendet sich in seiner Kritik offensichtlich gegen Sozialreformismus. Innerhalb des Schachts wurde der Versuch unternommen, durch ein strammes Regime Gerechtigkeit zu erzeugen. Diese Gerechtigkeit kommt aus guter Motivation, sie scheitert aber an der Struktur des Schachts selbst, der von Beginn und ohne Ausnahme manche privilegiert und manche nicht. Diese Struktur sorgt dafür, dass der Versuch, innerhalb von ihr Gerechtigkeit herzustellen, nur mit einer anderen Form tyrannischer Gewalt möglich ist.
Im ersten Teil wirkte es so, als wäre nur ein Mangel an Kooperation das Problem und der Egoismus von Einzelpersonen. Der zweite Teil erweitert die Analyse treffend um den strukturellen Aspekt: Selbst wenn man Unmengen von Ressourcen aufwendet, um diesen Mangel aufzuheben, ist es immer noch die Struktur des Schachts, die die Gewalt selbst erzeugt. Hierarchie ist das Problem, denn sie artet immer aus in Barbarei.
Im Gegensatz zum ersten Teil erkennt man hier den Schacht selbst als den Feind und auch, dass diese Struktur selbst nicht unausweichlich ist (die Schwerelosigkeit würde z.B. ermöglichen, dass man nicht mehr auf einem Plateau festsitzt). Man hat eine entartende Variation des Realsozialismus im zweiten Teil und eine kapitalistische im ersten Teil, beide erzeugen Ungerechtigkeit, aber erst durch den zweiten Teil wurde der Schacht selbst als der eigentliche Feind ins Licht gerückt. Zwei sehr bereichernde Filme, die sich hervorragend ergänzen.