Die Serie im Vergleich zur Comicreihe
Wer die Comicreihe von Garth Ennis, Darick Robertson und John McCrea liebt, wird von der Serienadaption enttäuscht sein. Während die Comics schonungslos böse, scharf gesellschaftskritisch und unerschrocken sind, wirkt die Serie glattgebügelt und auf ein breiteres Publikum zugeschnitten.
Ein Beispiel ist Frenchie: Im Comic ist er ein liebenswerter, gefährlicher Romantiker mit einem Hang zum Wahnsinn. In der Serie hingegen erscheint er als blasse Kopie seiner ursprünglichen, vielschichtigen Figur. Ähnlich ist es bei Butcher: Im Comic ein kompromissloser Antiheld, der keine Gelegenheit auslässt, seine CIA-Kontakte zu demütigen – und das mit einer gewissen unkonventionellen Würze. Diese radikale Härte wurde in der Serie stark abgeschwächt.
Die Beziehung zwischen Hughie und Annie ist im Comic ambivalent, komplex und vielschichtig. In der Serie wirkt sie jedoch eindimensional und langweilig. Diese Charakterentwicklung und die Tiefe der Figuren werden dem Original einfach nicht gerecht.
Einzig und allein die Figur des Homelander ist gelungen: Sowohl das Writing als auch die schauspielerische Leistung können überzeugen. Doch das reicht nicht, um die Enttäuschung für Fans der Comicvorlage auszugleichen. Wer die Comics nicht kennt, mag die Serie vielleicht als unterhaltsam empfinden, aber für Liebhaber der Vorlage gilt: Nein, danke.
P.s. Natürlich ist die Serie, totalen Sexustisch, Brutal, Blutig und stark übertrieben. Aber eben, der Comic ist eine andere Liga