Michael Heider

Old Genesis pure and powerful! Die zweite, legendäre Besetzung der englischen Prog-Rockband spielte 1971 ihr erstes Album ein. Der fabelhaft-verrückte Peter Gabriel, Keyboardvirtuose Tony Banks, Steve Hackett, ein klassisch geschulter Gitarrist, der fantastische und legendäre Drummer Phil Collins wie auch Bassist und Gitarrist Mike Rutherford werfen ihre Kreativität, ihr Können und ihre jugendlich-wilde Spielfreude das erste Mal zusammen und erschufen diesen außergewöhnlichen Prog-Rock-Klassiker! Die klassisch-melodisch getönten Klanggebilde sind hier noch ungezähmt, ungestüm, tosend und tobend, wie nur noch auf dem legendären Nachfolgealbum FOXTROTT von 1972. Balladen, Folk-Pop-Songs und schriller Bombast-Rock mit üppig-verspielten, langen Instrumentalpassagen kennzeichnen NURSERY CRYME, was nur noch von Gabriels irrwitzig-versponnenen Texten getoppt wird. Und: Keine andere Prog oder Art-Rock-Band hat englischer geklungen als Genesis, was die fünf hochtalentierten Musiker auf dem 1973 erschienenen Album SELLING ENGLAND BY THE POUND exzessiv zur Perfektion getrieben haben! NURSERY CRYME aber klingt angenehm unfertig und stellenweise ungehobelt, nicht überproduziert und noch fern der teils sterilen Perfektion der Mitt- und End-Siebziger-Werke dieser einzigartigen Prog-Band. Absolut empfehlenswert!

Deep Purples Fireball ist ein großartiges Hard-Rock-Album. Auch bei dieser Produktion findet man all die Zutaten, welche die großen Alben dieser Band in ihrer besten Schaffensperiode auszeichneten. Blackmores inspiriertes heftiges Gitarrenspiel, Orgelkänge satt von Jon Lord und kräftig-wuchtiges Bassgezupfe von Roger Glover. Damals, 1970/71, haben legendäre Hard-Rock-Bands wie Led Zeppelin und Black Sabbath Standards gesetzt mit ihrem „schweren“ und heftigen Bandsounds, denen sich auch Deep Purple nicht entziehen wollte und konnte! So kommt Fireball weniger fast & furious daher wie der Vorgänger> In Rock, dafür aber mit mehr Wucht und Masse im Klangbild. Fetter Sound. Nur eine Up-Tempo-Nummer, der Titeltrack, aber viele heftige Blues-Hard-Rock Stücke mit üppigen Soli und eben dieser „ Schwere“. Der Heavy-Rock dominierte die Szene damals. Auch ein Country- poppiger Titel, Anyone‘s Daughter, fällt angenehm aus dem Heavy-Rahmen. Die Titel sind eingängig und teilweise ohrwurmig. Das muss man auch erst mal schaffen, wenn hier die Heavy-Rock-Artillerie aus Keyboards, Gitarren und dem dynamisch-treibenden Drumming von Ian Paice in das Ohr der Zuhörer donnert. Alles in allem ist und war diese Hard-and-Heavy-Kreation unterbewertet. Die Tracks klingen noch ein bisschen nach > In Rock und schon ein bisschen nach > Machine Head. Dunkler und mächtiger. Eine überzeugende Mischung.

Silver rain is falling down upon the dirty ground of London Town…. der Titel-Track beschreibt eine der beiden Stimmungen dieses exzellenten Albums. Keine Frage, Sir Paul McCartney hat hier ein perfektes Rock-Pop-Album abgeliefert, wie er es schon mit den Beatles konnte! Pop, Disco, Ballade, Folk, Rock’n’Roll Roll …you name it! Alles auf dem Album und alles gut! Zeitlos gut!! Dieses Album, ähnlich wie das vier Jahre vorher erschienene Band On The Run-Album von McCartney/Wings, hat nichts von seinem Charme, seiner Unmittelbarkeit und Ausdruckskraft verloren! Einige der Titel, die Rocker, wie Name And Address, klingen erdig-rotzig. Die Popsongs, wie London Town, gelungen und entspannt. Folksongs und Balladen, wie Don’t Let It Bring You Down, ertönen authentisch, frisch und sehr englisch! Keine Filler, kein schwaches oder peinliches Material. Kompliment! Ja, durch die Songs weht der britische Wind bedeckt von Regen, Nebel und der See, wie in Morse Moose And The Grey Goose. Die Band spielt frisch, frech & gekonnt. Geoff Emerick, der schon bei vielen Beatles-Alben als genial-kreativer Toningenieur wirkte, war auch hier mit an Bord. Yep, auf dieser Platte passt alles und sie ist im Lauf der Jahre nur schöner und besser geworden, wie ein guter Wein. Zwei Jahre nach dieser Platte gab es die Wings schon nicht mehr und McCartney sollte nie wieder wirklich diesen prächtig-guten Beatles-mäßigen britischen Poo-Rock-Sound auf Platte bringen. London Town, ein großes Album, ein Klassiker.