Leider finde ich diesen Bondstreifen zum grossen Teil enttäuschend. Wer keine Spoiler möchte, soll hier nicht weiterlesen.
Was nur ist den Machern in den Sinn gekommen, Bond sterben zu lassen. Und nicht nur Bond, sondern auch Leitner oder das gesamte Spectre Umfeld mit Blofeld. Alle Tod. Für mich ist das nicht nur geschmacklos sondern zugleich Arrogant von einem Team um Craig, das offenbar gefunden hat, dass nun für sie selbst abgeschlossen ist. Für weitere Produktionen hat man da einen riesigen Bären aufgebunden. Wie soll denn Bond wieder leben?
Aber das ist längst nicht das Einzige was mich stört. Wenn man zum Guten kommt: Ein paar coole Stunt Szenen hat es und die Idee mit dieser DNA Waffe, welche sich selbständig weiterverbreitet und gezielt tötet, die ist wirklich gut (auch wenn man natürlich nicht lange überlegen muss, um zu erkennen, dass so eine Waffe viel zu grosse Gefahren hätte).
Dann zu all den Dingen, die mir zusätzlich nicht gefallen haben:
- Der Film hat einfach Längen. Auch wenn immer was los ist, klebt es zwischendurch merklich. Etwas weniger von der langen Laufzeit hätte dem Film gut getan
- Bond Feeling kommt eigentlich nur dann auf, wenn alte Werte integriert werden (Auto, Musik, Feeling aus Im Dienst ihrer Majestät)
- Offenbar ist es In und für die Kasse zuträglich, die Filme für ein möglichst breites Publikum gerecht zu machen. So wird für jeden irgendwas eingepflanzt. Etwas Stunts, etwas Intrigen, etwas Liebeskummer, etwas Romantik, etwas Thriller, etwas Herz-Schmerz, etwas Kinder, etwas Genderdiskussion, etwas das-hättest-du-jetzt-nicht-so-machen-sollen. Dann sollten wohl einfach alle etwas zufrieden sein. Bond ist aber für mich Bond und nicht ein Schluffi und ich will Bond, wenn ich einen Bondfilm schaue und kein Lebenszweifel.
- Craig wirkt müde, verbraucht. Keine Ahnung, ob das bewusst so gefilmt wurde (ich habe aber das Gefühl nicht), aber ständig hatte ich das Gefühl, was ist nur mit Bond los? Wo ist seine Energie? Selbst Connery hat in beachtlichem Alter der Figur mehr Kraft eingehaucht als Craig nun.
- Der Bösewicht wirkt als das, was er wohl darstellen soll: ein psychisch kranker langweiliger Mann mit Grössenwahn. Leider ist kein Charisma, keine Faszination, kein Spiel vorhanden. Nur stumpf irgend eine Ideologie, welche aber nie wirklich erklärt wird. Aus meiner Sicht einfach ein schlecht ausgearbeiteter Charakter zusätzlich noch schlecht gespielt.
- Die Story ist mehrfach unlogisch oder hat aufgezwungene Elemente eingebaut. Beispiel: Warum wird der Täter, dem es bisher gänzlich um seine Ideologie ging, plötzlich zum Verkäufer? -> Nur weil es einen Grund braucht, dass die Anlage sofort zerstört werden muss. Warum geht Bond im Gefängnis Blofeld an die Gurgel? -> Nur weil es einen Grund braucht, damit er die DNA Waffe an Blofeld überträgt und dieser dann stirbt. Mir sind noch weitere solche aufgezwungenen Handlungsstränge aufgefallen.
- Unlogik zum Zweiten: Wie will Blofeld wissen, wann Bond mal am Grab der Vesper ist? Er kommuniziert mit einem künstlichen biometrischen Auge, welches auch die Personen ausserhalb tragen?? Warum kann die Waffe auf alle Spectre Mitglieder funktionieren, welche ja längst nicht alle die gleiche Familienabstammung haben? Auch hier geht die vorwegweisende Fantasie absolut durch.
Und dann sei einfach meine Frage gestellt: Warum kann man Bond nicht einfach am Schluss siegen lassen? Warum ist es nicht möglich, in ein happy end mit Madlene und der Tochter zu Enden? Wem würde da ein Zacken aus der Krone fallen?