Als ich die Bewertungen gesehen habe, dachte ich mir „Ach du Schreck“. Kumpel wollte das zu seinem Geburtstag gerne gucken, also haben wir uns für den Plot nochmal Joker 1 vorher reingezogen.
Als wir raus waren, haben wir bissi übern Film geplaudert und ich schätze anhand des Einschlags vom ersten Film (ist schließlich nicht wie „Megamind 2“ an Neulinge gegangen), dass nichts dem Zufall überlassen wurde.
Viele regen sich über das Musicalzeug auf. Ist für mich auch nicht soo was. Ruft man sich aber die Tanzszenen aus dem ersten Teil in Erinnerung, zeigt es eine gewisse Entfaltung des Jokers in seiner eigenen Komödie. Zudem wollen die Akteure um Joker herum jeweils nur eine Seite des Jokers, nicht den vollwertigen Menschen dahinter. Allerdings finde ich manche Entscheidungen und Aktionen der Charaktere recht überdehnt, kann aber vielleicht mit den abgesetzten Medikamenten wie im ersten Teil zu tun haben. Inwiefern? Kann ich nicht bewerten. Jedenfalls zeichnet sich mir ein klares Bild: Die Entfaltung eines Menschen in der Komödie, doch alle sehen ihn wie Robin Williams - als Comedian, aber nicht als vollwertigen Menschen mit eigenen Problemen. Mögen diese in Frieden ruhen.
Kritisch finde ich manche vorschnelle, undifferenzierte, mutmaßlich unsichere Situationen. Dort hätte ich mehr Tiefe gebraucht. Die Umgebung um den Joker hat auf mich recht flach und vorausschaubar gewirkt. Dennoch irgendwie gedämpft, manchmal bizarre Schnitte in der Erwartung, leider nach unten oder in Wege, die nicht mal ich nachvollziehe (Ich dachte, ich hab einen schnellen Denkprozess, dass viele mir nicht folgen können, aber das kickt anders). Wäre letzterer Satz nicht, könnte man nachvollziehbar den Kontrast zwischen Musical und Trist sowie dessen gegenseitige Harmonie hervorheben. Leider ist mir hier keine klare Message angekommen. Es bleiben zudem konfuse Cliffhanger über. Hoffe, es kommt ein aufklärender Teil. I mean, yes, vielleicht will der Regisseur radikal zum Denken anregen, indem wir unsere eigene Fantasie zum Ausgang des Films entfesseln, wie es ja schon mit Joker im ersten Teil passierte (Wer das Ende kennt, kann sich denken, was ich meinen könnte). Aber come on, solche Cliffhanger müssen halt, sollte ein dritter Film kommen beantwortet werden. Und hoffentlich schlüssiger und dennoch mit Tiefe.
Insgesamt war ich nach dem Film bei 8/10, heute nach genauerem Nachdenken bei 7/10. Als musikaffiner Mensch verstehe ich, dass der Mensch vollkommen in seiner Komödie entfesselt wurde. Dennoch: „We live in a society“ und somit vielen eindimensional blickenden Menschen. Komödie entstand aus dem Drama und hatte von Anfang an Grundzüge von einer gewissen Realitätskritik, trotz all der Lacher. Was allerdings den Plot anging, war es nach den hohen Erwartungen aus dem ersten Film eher ein Trott. Das ist schade. Das große Bild bei mir war bombig. Die Dimensionen haben mir allerdings gefehlt. Das hätte ich verstanden, wäre es ein Werk von Ionesco und so, aber der Film hat ja nicht nur Mechanismen, sondern einen Plot. Und wenn, dann hätte ich etwas schockierendes mindestens in Teilen neues und erfrischendes erwartet. Das kam aber nicht auf. Wie man so schön in der Musik sagt: Die Theorie macht keinen guten Künstler, denn die Theorie ist nur ein Handwerk. Die Steigerung des Handwerks ist die Kunst. Das Makrowerk ist brillant, das Mikrowerk unschlüssig.