Sehr geehrte Frau Sandra Maischberger,
ich hatte den Eindruck, in Ihrer Talkshow Jahrzehnte zurรผckversetzt zu sein. Ihre sogenannte 120-minรผtige Dokumentation wiederholt lediglich Ihre Regieanweisungen: wichtige Inhalte werden weggelassen, die Darstellung von Person X wird stรคndig negativ wiederholt, und zwischendurch werden abstoรende Inhalte gezeigt, um Ihre eigene Meinung zu untermauern.
Leni Riefenstahl (1902โ2003) war eine deutsche Filmregisseurin, -produzentin, -schauspielerin sowie Drehbuchautorin, Schnittmeisterin, Fotografin und Tรคnzerin. Wie viele bekannte Kรผnstler und Wissenschaftler ihrer Zeit versuchte auch Fr. Riefenstahl zunรคchst, der Karriere (Trรคume) zu folgen. Regimeinhaber wussten um diese Gunst und nutzten sie fรผr ihre Zwecke. Es ist bedauerlich, dass Riefenstahl mรถglicherweise zu spรคt erkannte, welche Rolle sie im NS-Regime spielte.
Die Dokumentation hat kurz erwรคhnt, dass Riefenstahl 1949 freigesprochen wurde und es keine nachweisliche Nรคhe zum NS-Regime gab. Zudem erlebte sie selbst sexuelle รbergriffe; brach sogar einen Drehort ab, weil sie die Grรคueltaten nicht mitansehen konnte. Vielleicht war das ihre erste Erfahrung mit den Schrecken des NS-Regimes โ wer kann das schon sagen?
Es ist mรถgich, dass sich Frau Riefenstahl schuldig gefรผhlt hat, weil sie zu spรคt erkannte, welche Rolle sie spielte, und sich die Frage stellte, was sie hรคtte tun kรถnnen. Es ist mรถglich, dass sie einige Tatsachen nachtrรคglich verdreht hat, um mit ihrem Schmerz und der Schuldfrage umzugehen โ ein Phรคnomen, das als kognitive Dissonanz bekannt ist.
Nach meiner Einschรคtzung wรคren Sie zwar nicht in der Lage gewesen, eine deutsche Filmregisseurin oder -produzentin wie Riefenstahl zu sein, aber auch Sie kรถnnten in eine รคhnliche Falle tappen. Ihre zahlreichen Talkshows haben bereits gezeigt, dass Sie oft den Regieanweisungen von "Fรผhrern" folgen und weniger auf Sachverstand, Klugheit oder Intelligenz setzen.
Ach und noch was: Selbst wenn der Film 'Olympia' 1938 nicht von Leni Riefenstahl gedreht worden wรคre, hรคtte ihn sicherlich jemand anderes produziert.โ
Wenn Sie also wirklich an einer Aufklรคrung รผber die Zeit von 1933 bis 1945 interessiert sind, dann beginnen Sie noch heute, Frau Maischberger. Hรถren Sie auf, รผber diese Zeit urteilen zu wollen, wenn Sie selbst bis heute in Ihren Talkshows kein Rรผckgrat gegenรผber den verschiedensten Themen zeigen โ sondern eher eine Mitlรคuferin der Machtinhaberinnen und Machtinhaber sind.
Mit freundlichen Grรผรen