Steffelbauers Buch beginnt damit wie unser Fleischkonsum und das dafür notwendige Jagdverhalten uns von anderen Primaten unterscheidet. In den nächsten Kapiteln wird der Übergang von Jägern & Sammlern zu Bauern und Hirten beschrieben, genauer auf die häufigsten Nutztiere eingegangen, um schlussendlich bei der heutigen, industriellen Landwirtschaft zu landen.
Das Buch enthält reihenweise interessanter Informationen, die mir unbekannt waren. (Und ich habe immerhin Landwirtschaft studiert.) Die beeindruckende Fülle an Beispielen hat mir nochmals die Augen geöffnet, für die Effektivität und Komplexität von standortangepassten, traditionellen Agrarsystemen. Auf der Kehrseite wird dadurch die Absurdität unserer global standardisierten industriellen Landwirtschaft umso bewusster. Leider erhält die Landwirtschaft nach der industriellen Revolution nur wenige Seiten. Auch erwähnt Steffelbauer an verschiedenen Stellen, dass die Auseinandersetzung mit Aquakultur und der Zuckeranteil der modernen Ernährung den Rahmen des Buches sprengen würde, was schade ist. Ich hätte das Buch auch gelesen, wenn es doppelt so viel Inhalt hätte.
Über die Koevolution von Ernährung, Kultur und Gesellschaft, habe ich mir bisher wenig Gedanken gemacht. Trotzdem habe ich mich öfters gefragt, ob es nicht auch andere Gründe für die gesellschaftlichen und religiösen Fleischkonsum-Regeln geben könnte, als diejenigen die der Autor als Tatsache hinstellt. Damit landen wir bei den Schattenseiten des Buches.
Nicht bei allen Sachverhalten bin ich mir sicher, ob sie sich tatsächlich so zugetragen haben. Dass Bsp. Fisch nur drei mal Pro Woche auf dem Speiseplan der Bedienstetenstehen durfte, ist - zumindest wo ich herkomme- eine moderne Legende. Da die Literaturliste recht dürftig ist und keine Verweise im Buch hat, ist auch schwierig festzustellen, welche Information wissenschaftlich gesichert ist und wo es sich nur um Behauptungen des Autors handelt.
Ohne das letzte Kapitel, hätte das Buch trotzdem locker 4.5/5 Sterne erhalten. Die letzten 15 Seiten ruinieren aber das Leseerlebnis mit einer geradezu peinliche Triade gegen Veganer. (Ich bin übrigens nicht Veganer.) Steffelbauer unterstellt Veganern, dass sie alleine aus Gründen der gesellschaftlichen Abgrenzung auf tierische Produkte verzichten. Dass sie dies tatsächlich aus Umwelt- oder Tierschutzgründen tun könnten, sei bloss eine (selbst-)Täuschung. Die gewaltigen Probleme, die die moderne (stark auf Nutztierhaltung ausgelegte) Landwirtschaft verursacht, werden zwar immer wieder angeschnitten, doch wird nie darauf eingegangen, wie diese Probleme bei einem stetig wachsenden Fleischkonsum zu lösen seien. Das Buch Endet mit einer laschen Aufforderung das wir alle (aber vor allem die Veganer) doch die Essgewohnheiten des Anderen respektieren sollen.